Kraft

Es liegt was in der Luft

Wie Düfte unsere Emotionen beeinflussen

Das Parfüm beim ersten Kuss, ein Körbchen voller heimischer Erdbeeren, Omas Käsekuchen beim Öffnen des Ofens: Es gibt Düfte, die wir mit ganz bestimmten Ereignissen oder Menschen verbinden – und die es schaffen, uns wieder in den Moment zu versetzen, als wir sie wahrgenommen haben. Düfte sind viel mehr als reine Sinneswahrnehmung. Nicht umsonst sagt man über eine Person, die das eigene Herz berührt: „Ich kann dich gut riechen.“ Wir erklären, wie Düfte unsere Emotionen beeinflussen.

Der Duft des Lebens

Wir sehen, schmecken, hören, fühlen und wir riechen. Dank unserer Sinne erleben wir die Welt als buntes Gesamtbild, tauchen in die verschiedenen Dimensionen der Wahrnehmung ein und können Eindrücke einordnen und verarbeiten. Unser Geruchssinn ist der erste, der sich in der Embryonalphase entwickelt: Neugeborene erkennen ihre Mutter deshalb auch direkt am Geruch. Bevor sie ihre Eltern mit voller Sehkraft bestaunen können, dauert es hingegen einige Monate. Auf der Welt angekommen, riechen wir pro Tag so oft, wie wir atmen – rund 20.000 Mal. Und auch was den Genuss angeht, spielt unser Geruchssinn eine wichtige Rolle: Ein Wein zum Beispiel schmeckt uns erst dank seiner nasal wahrgenommen Aromen besonders gut. Die Kopplung zwischen riechen und schmecken ist essenziell für ein rundum gelungenes Geschmackserlebnis.

Anker der Erinnerung

Unsere Fähigkeit, riechen zu können, ist mächtig. Denn die Nase ist unser einziges Sinnesorgan, das Impulse ohne Umwege ins Gehirn leitet. Reize, die wir mit unserem Riechorgan wahrnehmen, gelangen vollkommen ungefiltert ins limbische System – dem Ort für Gefühle. Unsere erste Reaktion auf einen Duft ist also eine spontane und vor allem emotionale. Das erklärt, warum die Erinnerung an bestimmte Gerüche so oft mit Gefühlen verbunden ist: Wir können einen Duft gar nicht unabhängig von der Situation, in der wir ihn wahrnehmen, erinnern. So beeinflussen Düfte unsere Stimmung, erzeugen Angst oder steuern unsere Lust. „Der Mensch riecht Riechbares nicht, ohne ein Gefühl des Unangenehmen oder Lustvollen zu empfinden“, wusste schon der griechische Philosoph Aristoteles. Düfte lassen sich deshalb als Verbündete unserer Emotionen bezeichnen – und dienen als Anker aller Erinnerungen.

Echt dufte, unser Seelenleben

In unserem limbischen System herrscht Ordnung wie im gut sortierten Supermarkt: Hier lagern alle seit der Geburt gemachten Erlebnisse plus die begleitenden Gerüche und Gefühle. Mit anderen Worten: Jedem Erlebnis haftet ein sogenannter „limbischer Marker“ an. Dabei reichen die Emotionen von Freude, Lust und Genuss über Angst bis hin zur Trauer – die ganze Bandbreite des Gefühlslebens. Und genau diese erinnern wir, wenn ein bekannter Duft unsere Nase durchströmt. Andersherum wird aber auch ein Schuh draus: Wir können Düfte gezielt einsetzen, wenn wir uns in eine bestimmte Stimmung versetzen wollen. Manchmal reicht schon eine Duftkerze aus – und schon finden wir uns in der Weite norwegischer Wäldern wieder. Einmal tief einatmen, bitte!

Über die Autorin

Fabienne Leonard

Fabiennes Herz schlägt für gute Geschichten. Ihr Antrieb ist die Leidenschaft, mit Worten Bilder zu kreieren. Auch in ihrer Freizeit beschäftigt sie sich gerne kreativ – man findet sie meistens zwischen Kochtöpfen und Pflanzen, lesend am Meer oder bastelnd im Kinderzimmer. Sonntags bringt sie immer beerenstarke Pancakes auf den Frühstückstisch, die in ihrer kleinen Familie geliebte Tradition sind.